Slowakei: 05.-11. September 2005
Die 3. MTBO-WM fand im slowakischen Banska Bystrica am Rande der Niederen Tatra statt. Um drei Titel wurde bei den Männern und Frauen gekämpft. 63 Frauen und 131 Männer stellten sich den Bergen mit den scheinbar nie endenden Anstiegen, den rasanten und steilen Abfahrten und den kultigen Singletrails entlang der Hänge.
Ich gehörte auch wieder zum Team und hatte ja noch den Titel vom Vorjahr im Säckel. Ich selber verspürte aber keinen Druck wieder irgendetwas reißen zu müssen. Gerade weil ich ja nun auch angefangen hatte zu arbeiten, stand ich meinem Leistungsvermögen bei solchen Veranstaltungen etwas skeptisch gegenüber. Eine Top5 Platzierung in einem der beiden Rennen stellte ich mir aber dennoch als Ziel.
Sonntag trafen wir uns mit Bus und PKW in Dresden und passierten nach dem Räder einschichten auch irgendwann die Stadtgrenzen gen Prag. Die Anfahrt zog sich und erst kurz vor null Uhr erreichten wir das Studentenwohnheim in dem wir die nächsten Tage verbringen sollten. Das Quartier war eigentlich ganz gut, es gab für uns eine Etage mit Küche und 4 Wohneinheiten, also Platz genug.
Den Montag nutzten wir um uns mit der Umgebung anzufreunden. Es gab einen kleinen Modellwettkampf, in dem man sich an die Art der Karte, das Gelände, die Postenhängung und die Regeln gewöhnen konnte. Ein paar Photo’s wurden geschossen und die Flußdurchfahrt für den nächsten Tag auf der Zielpflichtstrecke geübt. Schnell war der Tag vorüber und Abends gab es die Wettkampfbesprechung für das Mitteldistanz Rennen.
Ich stand am Dienstag gegen Mittag am Start. Die Uhr tickte und piepte von Zeit zu Zeit um einen Fahrer nach dem anderen in den Wettkampf zu lassen. Ich bekam meine Karte und bemerkte nun, dass an meinem Kartenhalter etwas nicht stimmte. Aber ich dachte, macht nix, das wird schon halten. Die Karte war schnell gefaltet und die Schutzhülle des Kartenhalters gespannt. Ein letztes Piepen für mich und es ging einen langen Anstieg nach oben. Mein Kartenhalter war nicht mehr zu reparieren und löste sich immer mehr. Vielleicht lag es auch zu einem Teil daran, dass ich dann einen Fehler macht, der mich das ganze Rennen kostete. Eine Wiese zu früh wollte ich abbiegen, obwohl ich vor mir schon
eine Mitkonkurrentin im Wald verschwinden sah. 5 min waren mit dieser Aktion schon vergeben, die restlichen fast 4 min muß ich auf den Kartenhalter schieben, den ich noch auf dem Weg zum ersten Posten am Wegesrand platzieren mußte. Mit Karte in der Hand ging es weiter. Ich nahm nun erst einmal Tempo heraus und versuchte mich wieder zu fangen. Das gelang mir auch ganz gut und ich hatte wieder ansehbare Zwischenzeiten, wenn man das Karte Falten mal abzieht. An jedem Posten mußte ich nun die Karte auffalten, mich für eine Strecke entscheiden und die Karte für diese Passage zurechtknicken.
An einer weiteren langen Postenverbindung strauchelte ich wie so einige ein zweites Mal in diesem Rennen. Ich entschied mich für die längere und höhenmeterintensivere rechte Ortsvariante und kassierte so noch einmal 7 1/2 min. Auf Platz 40 beendete ich das Rennen und hätte am liebsten die nächsten 5 Stunden keinen sehen wollen. Woran lag es dass ich solche Fehler machte, die ich nicht allein auf den Kartenhalter schieben kann? Auch bei unseren anderen Startern war mit Plattfüßen und Stürzen ziehmlich viel Pech im Spiel, aber hoffentlich das Pech der ganzen Woche.
Mittwoch, der Tag nach der Misere. Da galt es sich wieder reinzufinden, denn bei uns Frauen bestand die Qualifikation für die Langstrecke einzig darin, 2 Frauen zu eliminieren. So konnte ich mir auch ein paar Routenwahl und Wegqualitätstests einzubauen. Auch konnte ich meine Kräfte schonen. So legte ich mich nur an einigen Anstiegen mal etwas mehr ins Zeug. Nichts destotrotz war ich mit dem Rennen nicht zufrieden, weil ich an manchen Stellen Fehler machte, vor allem wieder in der Routenwahl. Wir Frauen kamen so auch alle weiter und einzig unsere Startplätze wurden über die Zeit und Platzierung bestimmt. Bei den Männern erreichten nur 2 das Finale, Maggi und Hendrik. Wobei Hendrik mit Platz 20 in seinem Vorlauf uns alle mit ihm bangen ließ.
Donnerstag war Ruhetag. Ein lockere Runde rollten wir und nachmittags schlürften wir Kaffee und Heiße Schoki in einem Cafè am Marktplatz. Danach hieß es die Vorbereitung auf die am nächsten Tag folgende Staffelentscheidung anzugehen.
Der goldene Freitag. Ich sollte den Start übernehmen und wenn möglich ein kleines Loch reißen. Am Anfang aber schön ruhig ins Rennen gehen, damit uns nicht Hastigkeitsfehler zum Verhängnis werden. Massenstart: Die Karten liegen in einer Reihe, 50 m entfernt die Räder auf einer frisch gemähten Wiese. Was war mir schlecht vor dem Start, bisher hatte ich erst eine Staffel, die ich nicht versaut hatte. Insgesamt war das sowieso erst meine 5. Staffel überhaupt. Und dann mal wieder am Start. Die Aufregung löste sich in Spannung und Konzentration für das Rennen und so fuhr ich in großer Ruhe zum ersten Posten und machte dabei schon den Rest meiner Postenverbindungen fix. So mußte ich unterwegs nicht mehr viel danach schauen, welche Route ich nehme, sondern konnte mich voll und ganz auf das Gelände konzentrieren. Nur zweimal schaute ich mich im ganzen Rennen um, das eine Mal erblickte ich in beruhigender Entfernung meine Konkurrenz und das zweite Mal am Skihang vor dem Sichtposten konnte ich gar kein Trikot ausfindig machen. Als erstes querte ich die Wechsellinie und schickte Gerit auf den Kurs. Gerit kam mit Vorsprung wieder und Antje legte sich nun ins Zeug diesen Vorsprung zu halten. Mir war nicht nur vor dem Rennen schlecht, auch im Rennen, am oberen Ende des Skihanges und vor allem dann nach meinem Rennen, als es hieß abzuwarten, was Antje macht. Am Ende sah es nach einem souveränen Start-Ziel-Sieg aus. Gold und wieder Weltmeister, diesmal in der Staffel.
Samstag: Nein, der Hunger war noch nicht gestillt. Diesmal wollte ich von Beginnan auf Angriff fahren. Das ging auch ganz gut, hatte eine relativ schnelle Verbindung zum ersten Posten, bin nur zu früh auf die Wiese gebogen und war damit sehr viel langsamer als auf dem Weg. Die nächsten Posten kam es mir eigentlich immer schnell vor, auch wenn mir die Ergebnisse ein paar schlechte Routenwahlen aufzeigten. Am ersten Radioposten hatte ich damit die zweitschnellste Zeit hinter Antje. Und dann kam ich ins Grübeln. Wieder eine lange Postenverbindung. Und ich konnte mich nicht entscheiden. Meine Konzentration war längst nicht so hoch wie noch am Vortag. Diesmal ließ ich mich von bereits eingeholten ziehmlich aus der Ruhe bringen. Und so stand ich sehr lange um eine Entscheidung zu finden. Ich nahm die richtige Route, aber die Zeit, die ich da stand war eben verlorene. Am letzten Sichtposten 5 min vor dem Ziel lag ich damit auf Rang 6. Aber es ging eng zu und das Rennen ist eben auch erst hinter dem Zielstrich zu ende. Mit einer guten Routenwahl und meinen Sprintfähigkeiten schob ich mich noch auf den 3. Podestplatz vor. Im Ziel dachte ich noch das Rennen total verzockt zu haben, aber mit der letzten Fahrerin wurde es gewiss – ich habe Bronze gewonnen.
Unglaublich also auch meine 2. WM-Teilnahme. Ich habe den Einzeltitel gegen den Staffeltitel getauscht und noch dazu eine Medaille auf der Langstrecke erfahren – der Sekt schäumte und die Party am Abend konnte beginnen. Als es dann noch am Abend begann zu regnen, wurde mir so richtig klar, wie perfekt wieder diese WM-Woche war, trotz dem anfänglichen Pech. Und schon jetzt bin ich wieder heiß auf nächstes Jahr, wenngleich für mich die Karten dort vielleicht nicht ganz so gut sind.