Jetzt wird es aber mal Zeit hier ein wenig vom Weltcup zu schreiben. Von Donnerstag bis Sonntag vor einer Woche waren die Höhen um Zieleniec und Duzsniki-Zdroj die Spielwiese für die zweite Weltcup-Runde diesen Jahres.

 

Die polnische Autobahn führte bis zu einer Autostunde heran ans Adlergebirge nahe der Polnisch-Tschechischen Grenze. Ab da hieß es sich durch die Auto- und vor allem LKW-Ketten zu schlängeln. Nachmittags hatte ich es nach nicht ganz 4 Stunden recht entspannt geschafft und konnte das Hotel beziehen und zum Model-Event fahren. Für das erste waren Karte und Gelände ganz gut. Der Sprint sollte in Duzsniki-Zdroj am Freitag nachmittags starten. Doch zuvor mussten wir noch beim Eröffnungsumzug teilnehmen. Da wir nur zwei deutsche waren gingen wir auch hin und konnten uns so nicht so ganz perfekt auf das Rennen einstellen. Der erste Posten war zwar schnell gefunden. Allerdings im darauffolgenden Anstieg verlor ich sehr viel Zeit. Womöglich auch durch eine schlechtere Route und Karte für den Rest der Strecke zurechtrücken. Auf der nächsten Routenverbindung war ich auch im Kopf etwas langsam und dallerte so vor mich hin. Konsequenz, die nach mir gestartete Ungarin überholte mich auf ihrer besseren Route. Und komischer Weise fuhr sie gar nicht so extrem schnell. Einen weiteren Posten schaute ich mir das noch an – wie konnte sie mich so einholen? Da muss ich wohl nochmal Kartenstudium betreiben. Auf alle fälle ging es aus dem Wegreichen und steilen Waldhang mit Posten 5 hinaus und ich versuchte mit den folgenden schnellen Richtungswechseln im Parkgelände mich davon zu arbeiten. Sie blieb aber behebig dran und so fuhren wir die nächsten 10 min zusammen bis ich mich vorn verhaspelte und einen Kartendreher im Kopf hatte. Zwei kleinere Fehler kamen also noch hinzu und so hatte ich im Ziel doch einen beträchtlichen Rückstand. Insgesamt fehlte aber ein wenig die Agressivität im Tritt und auf dem Rad vor allem zu Beginn und somit blieb ein etwas enttäuschender 23 Platz stehen.

Auf der folgenden Mittelstrecke am Samstag wollte ich das natürlich besser machen. Auch hier begann es gleich mit Anstiegen und Passagen wo man ordentlich drücken konnte. Leider auch mit einer Routenwahl, die ich zu einem späteren Zeitpunkt sicher anders getroffen hatte. Hier aber gleich vom Start weg ohne das Wegenetz auch nur annähernd zu kennen. Ich entschied mich für die längere aber die mit der besseren Wegqualität und weniger Höhenmetern und verlor so 30 s. Zum dritten Posten gleich noch einen riesigen Fehler, am Wegeinstieg vorbeigefahren und lange nicht bemerkt. Wieder 1 min Fehler dazu und schon hatte mich eine Tschechin ein. Sie spannte sich vor mich und ich versuchte dran zu bleiben. Taktik war ihr soweit zu folgen wie ging und vor allem keine anderen Routenentscheidungen zu treffen. So hächelte ich gut eine ganze Postenverbindung so halbwegs hinterher, aber sie arbeitete sich Stück für Stück davon. Am sechsten Posten sah ich noch welche Route sie nahm und irgendwann verlor ich sie fast völlig aus den Augen. Zwischendurch musste ich auch immer wieder anhalten und Geäst und Stöcke aus meinen Laufrädern ziehen, 4 oder 5mal verfing sich was, aber zum Glück ohne Schaden anzurichten. Den Rest war ich von einer Schwedin begleitet, gut 6 min vor mir gestartet. Zu Posten 10 wählte ich eine lange Laufpassage und kürzte dadurch sehr viel langsam zu fahrenden Weg ab. Auch wenn ich total langsam im Laufen war waren das für mich gut 30 s Zeiteinsparnis, die Schwedin war sogar nochmal 10 s schneller als ich und sah auch nicht wie ein Laufwunder aus. Das sollte ich mir also auch für den nächsten Tag merken. In Polen durften wir querfahren. Das hatte ich allerdings am vorletzten Posten vergessen und so kämpfte ich mich durch einen Weg durch wo so einige Bäume quer lagen, statt den ersten Weg bis zur Wiesenkante zu fahren und dann über die Wiese die 150 m direkt zum Posten. Etwa 30 s und zwei Platzierungen verlor ich dadurch. Aber Platz 12 stellte doch schon recht zufrieden. Verwunderlich am Abend bei der Auswertung meiner Telemetriedaten war nur der niedrige Puls und der Fakt dass ich eigentlich alles gegeben hatte. Komisch und der Tschechin kann ich sonst eigentlich auch folgen. Also trotz des ganz guten Laufes ging ich mit ein wenig Unsicherheit in den Massenstart der Langstrecke.

Ein paar Routen meiner Mittelstrecke - rot meine und in blau die Alternative

Die Langstrecke hingegen ist schnell erzählt. Es war Massenstart und damit man nicht einfach der schnellsten Frau hinterherfährt gab es zwei Runden wobei sich manche der Posten für einige auf der ersten für andere auf der zweiten Runde befanden. Am Ende hatte jeder alle Posten angefahren, einige gab es doppelt anzufahren, damit auch jeder wirklich die selben Teilstrecken zu fahren hatte. Taktik war also nicht von vorn zu fahren, weil ich offensichtlich nicht die Superform hatte. Also wollte ich mit der ersten Gruppe gehen, mich dort aber zurück halten. Das Tempo war gefühlt aber recht langsam. Bis zum zweiten Posten waren wir eine Gruppe von 6 Fahrerinnen. Dann trafen wir auf eine andere mit etwa eben so vielen. Doch auf dem Weg zum dritten Posten teilten wir uns wieder auf. Nun wollte ich Druck machen, vielleicht an taktisch falscher Stelle, weil leicht abfallender Weg. Als nächstes ein Steiler Weg zum Posten wo mich fast alle der direkt nachfolgenden Frauen im Laufen überholten und ich oben auf dem nächsten Fahrweg auch nicht mehr ranfahren konnte. Im Gegenteil sie fuhren weiter davon und aus den Beinen, obwohl sie sich gar nicht schlecht anfühlten kam nur wenig Energie. Stöcke knübbelten auch hier und da ins Schaltwerk und irgendwann war der Bann gebrochen. Das Feld davon, ich hatte eine sehr kurze erste Runde und keinen Saft. Die Zweite Runde ging ich so an, dass ich sie schön und mit Spaß nach Hause fahren wollte. Es war kein anderer Teilnehmer weit und breit zu sehen. Waren wohl alle weit vor mir. So wurde ich auf dem Weg zum dritten Posten von einer Litauerin aufgefahren, die mich ganz entsetzt fragte wo denn alles sind. Ich meinte dann nur „na weit vor uns“ sie fuhr weiter und strampelte den nächsten langen Anstieg rauf. Ich konnte selbst ihr nicht so richtig folgen, denn ich hatte auf Grund dieses Gespräches doch nochmal ein wenig die Beine in die Hand genommen. Oben auf dem Weg zum fünften Posten der zweiten Runde plötzlich zwei Däninnen. Hm, wie kann das sein, lieg ich doch nicht so schlecht? Also versucht weiter Fahrt aufzunehmen. Nach dem Stempeln des Postens seh ich auf einmal 5-6 Frauen hinter mir. Wow, wie kann das sein? Nun aber blitzschnell ins Ziel. Doch verdammt, da war wieder eine Route wo ich mich von den drei Möglichkeiten für die absolut langsamste entschied. Ich musste über eine Wiese die immer knubbeliger wurde und dann in Sumpf überging zum Posten. Und den konnte ich die ganze Zeit einsehen, kam nur einfach nicht schnell genug näher. Und so sah ich sie der Reihe nach zum Posten laufen oder fahren und davon fahren. Von da ging es nur noch ins Ziel wo ich wieder als 23. einfuhr. Auf der Zielabfahrt war ich fast bissel traurig, dass es das nun schon wieder war. Selbst an die Stöcke und Äste hatte ich mich mittlerweile gewöhnt.

Nun gibt es eine lange Pause bis zur MTBO-WM in Ungarn. Gute Vorbereitungszeit, wobei ich drei Wochen davor unterwegs bin. Also mal sehen wie es dort wird. Ich freu mich aber dennoch schon darauf, weil der Veranstalter mit all seiner Erfahrung eine großartige Veranstaltung zaubern wird.