Im letzten Jahr gab es die erste Ausgabe des 24h-MTB Rennens in Wittenborn bei Bad Segeberg. Damals war ich unterwegs beim MTBO-Weltcup. kivel:o) hatte ein Team und war so begeistert vom Rennen, dass sie dieses Jahr die Tat wiederholten. Allerdings musste Jörn rückenbedingt aussetzen, so dass ich für ihn einsprang. Zugegeben ein nicht ganz gewöhnlicher Zeitpunkt für ein 24h-Rennen und es auszuprobieren.

 

Start – Erster Umlauf

Immerhin hatten wir Tag-Nacht-Gleiche, denn das Rennen fand am vom 21. bis zum 22. September statt. Damit war der Tag nicht ganz so lang hell, wie zu den kurzen Sommernächten im Norden. Um 13 Uhr war start, so konnte ich morgens die restlichen Sachen zusammenpacken. Es fühlte sich so an, als wäre der halbe Hausstand im Auto gelandet. Zusammen mit Felix holten wir noch Lukas ab und verstauten seine Sachen in unseren zwei Kombi’s, samt Lukas. In Wittenborn kam dann noch Chriz zum Team hinzu und wir bauten gemeinsam Zelt und Pavillon auf. Als 4er Team verteilten sich die Einsätze auf 6mal 1 h radeln. Das klang entspannt. Nach der Anmeldung und einem ersten Beschnuppern der Runde fuhr Felix den Start und kam in der ersten Gruppe um den Kurs. Dann gab es den Wechsel auf mich, während ich fast ein bissel in die Wechselzone geschuppst wurde weil noch ein Stück zur vollen Stunde fehlte, war Felix überglücklich auf mich abwechseln zu können. Er kam als zweiter Fahrer direkt mit dem Führenden in die Wechselzone. Das führende Team war ein 8er-Team, dass bereist schon den dritten Fahrer auf der Schlaufe hatte. Ich blieb erst ein paar Meter in seinre Nähe, aber nach kurzer Zeit fiel mir zum Glück ein, dass ich ja noch 5 weitere Einsätze durchhalten muss, also reduzierte ich mein Tempo geringfügig und legte dennoch ganz annnehmbare Rundenzeiten von gut 11 min (plus-minus) hin. Dieses Tempo konnte ich dann auch gut über die gesamte erste Stunde halten. Dann hieß es schnell was essen und vielleicht mal kurz die Beine hochlegen.

Zweiter Umlauf

Aber Pustekuchen, Chriz kam von seiner Runde mit einem schnittenen Schlauch und einer mega-eirigen Felge zurück. Auch bei ihm lief es hervorragend, wir spielten noch immer ganz vorn mit, allerdings überzog er es auf der Jagd zur schnellsten Runde ein wenig und zerschellte beinahe sein Hinterrad an einer Wurzel. Viel Zeit ging drauf und vor allem musste in der Erholungszeit geflickt werden. Wir wechselten dann schlussendlich den Mantel auf mein Ersatzrad und bauten hoch motiviert Tubeless ein. Doch dann stellte sich heraus, dass die Bremsscheibe nicht durch den Bremssattel passte. Wie auch immer, es wurde alles wieder zurückgebaut, die Felge mit Füßen und Händen gerade gebogen und zwsichendurch Any nach Hause geschickt um Ersatzlaufräder zu holen. Lukas und Felix kreiselten und bald kam auch mein zweiter Einsatz, der ähnlich gut verlief wie der erste. Selbst die Rundenzeiten blieben recht konstant im Bereich der ersten Stunde. Es waren die letzten Runden die ohne Licht gefahren werden konnten. Zum Glück bin ich nicht ganz nachtblind, an einigen Stellen im dichten Wald war es schon echt dunkel. Chriz war dann der erste mit Licht aus unserem Team. Am Zelt hatten sich von Chriz und Felix Familie und Freunde eingefunden. Eine sehr nette Abwechslung im aber auch so kurzweiligen Rennen. Leider hatte ich gar nicht so richtig viel Zeit mich dazuzugesellen, weil ich versucht war ein paar Traumphasen zu erhaschen.

Dritter Umlauf

22 Uhr kam mein dritter Einsatz. Ich wollte mir gerade den Zwischenzeitenmonitor anschauen und noch das Tragegurtsystem der Kopflampe zurechtrücken, als Felix plötzlich viel zu zeitig das Staffelbändchen überreichte. Mit ordentlich Lumen auf Helm und am Lenker ausgerüstet fuhr ich die erste Runde vorsichtig ab. Irgendwie veränderte sich die Strecke zwischen jedem Einsatz dramatisch, es entsanden neue Linien, Wurzeln wurden ausgegraben, Senken tiefer, der Boden nach Abfahrten weicher und tiefer, so dass sich die Fahrlinie doch deutlich änderte. Außerdem piekste mir der Stecker vom Lampenkabel unangenehm im Nacken. Ich versuchte das Tragesystem immer bissel seitlich zu schieben, jedoch fand es recht schnell die Mittelposition zurück. Ein wirklich unangenehmes Gefühl und es trieb mich zu etwas mehr Vorsicht in technischen Passagen, denn gefühlt wäre das Genick bei einer ungünstigen Flugbahn dran gewesen. Doch anhalten wollte ich auch nicht so waren meine Rundenumläufe etwas länger. Bemerkenswert hell war es durch die ganzen Lichter aber dennoch und am Wegesrand deutete sich ein Pils an, den ich so ziehmlich auf jeder der Runden im 3. Einsatz gesehen hatte.

Vierter Umlauf

Einsatz Nummer 4 war für mich 2 Uhr nachts. Schlafen ging so lala. So richtig schlafen ging irgendwie nicht aber wenigstens habe ich im kuschelig warmen Schlafsack gut geruht. Den Brustgurt immer im Schlafsack an der Seite, damit der Gurtstoff trocknet und nicht so kalt war beim erneuten Anlegen. Diesmal legte ich das Tragesystem der Kopflampe besser um und schlenderte zur Wechselzone. Dort hörte ich, dass jemand zu Fall kam, der 3. Verunglückte des Tages, auch bei ihm wurde später etwas mit Schlüsselbein oder Schulter festgestellt. Felix hatte ihn unterwegs gesehen und sich um ihn gekümmert, entsprechend aufgelöst kam er zum Wechsel. Ich hingegen wußte gar nicht wo es passiert war und fuhr zum einen um die Strecke wieder erneut zu „ertasten“ und um niemanden zu gefärden entsprechend vorsichtig um den Kurs. Aber auch so wollte ich nicht ganz so richtig in die Gänge kommen. Im Vorfeld hatte ich die Sorge dass mich eine Erkältung befällt, irgendwie kam nun auch auf den ersten Runden so ein leichtes Gefühl davon auf. Ich fuhr aber konstant weiter und versuchte so gleichmäßig wie möglich durch diese Stunde zu kommen. Haben sich die Pilze am Wegesrand vermehrt. Allein schon diese Frage führte mich relativ flott durch diese etwas schwerfälligere Phase des Rennens. Auf der letzten Runde hatte ich dann plötzlich das Gefühl zurück dass es läuft. Hier hatte ich meine schlechtesten Rundenzeiten, die gut 2 min unter der besten Rundenzeit lagen. Die Runden hatten für mich  so etwa 11:30 bis 12 min in der Nacht fiel ich auf hohe 12er min ab. Diesmal erwischte es Lukas mit einem Defekt. Das Hinterrad fiel aus dem Rahmen, zusätzlich fehlte auch noch die Bremsklotzschraube. Wer weiß was die Schraube mit Lukas Schnellspanner angestellt hatte. Es verflog wieder einiges an Zeit aber wenigstens passierte das Missgeschick auch bei Lukas erst in der letzen Runde.

Fünfter Umlauf

Der fünfte Einsatz stand von 6-7 Uhr morgens an. Noch einmal setzte ich das Licht auf den Kopf und steckte den frisch geladenen Akku an, aber es war schon zu merken dass es in den Morgen ging. Allerdings war meine Müdigkeit auch riesig. So stark wie zu keinem anderen Zeitpunkt im Rennen. Allerdings dachte ich mir, dass diese auf den kurzweiligen, sehr abwechslungsreichen Runden schnell verfliegen würde. Nicht nur die Müdigkeit tat dies, sondern auch die 5 Runden in der einen Stunde. Die Augen schweiften wieder zu den Pilzen, hm, keine weiteren Pilze, waren die anderen denn nun gewachsen oder hab ich sie vorher nur nicht gesehen? Auch die Pferde auf der Koppel erwachten wieder und in der Dämmerung übergab ich an Chriz, der eigentlich schon fast ohne Licht fahren konnte. Unsere direkte Konkurrenz lag nach der Nacht schon einige Runden hinter uns und selbst die Männerteams hatten wir alle im Griff. Einzig ein 8er-Männer-Team lag schon seit 18 Uhr abends gut 5 min vor uns mit der selben Rundenanzahl. Die Minuten wurden mal mehr und mal weniger und selbst trotz der zwei Defekte die in der Summe immerhin gut 12 min, also 1 Runde ausmachten, blieb der Abstand im selben Rahmen. Schon längst wurde der Wettkampf unter unseren zwei Team befeuert und wir tauschten uns immer ein wenig gegenseitig mit Motivation aus und trieben uns so an auch noch bis zum letzten gefahrenen Meter alles mögliche zu geben.

Sechster Umlauf – Finale

So kämpfte ein jeder auch im letzten 1-h-Einsatz von uns bis zum umfallen. Felix fuhr nochmal dicht an das 8er-Team heran, ich versuchte nicht allzuviel Zeit zu verlieren, immerhin hatte ich nun auch fast wieder die Rundenzeiten vom Beginn der 24h. In der vorletzten Runde hatte ich nochmal ein kleines Loch im Mantel, welches aber glücklicher Weise von der Dichtmilch nochmal abgestopft wurde, auch wenn mein Hinterradmann meinte, dass es doch ein sehr großes Loch sei und ich Spritzer der Milch abbekam. Die letzten Runden vergingen noch schneller als alle Runden zuvor. Interessant, was man so mit dem Abschlussadrenalin nochmal aus sich herauskizteln kann. Chriz und Lukas fuhren tatsächlich nochmal alles aus sich heraus und waren nach ihren Einsätzen dann endlich auch so richtig breit, bis hin zum Krampf. Am Ende hatten wir die selbe Rundenzahl wie das 8er-Team, beendeten die letze Runde allerdings gut 7 min nach ihnen.

Es war ein herrliches Rennen, mit einer super Stimmung, im Feld, im Team und in mir. Das Wetter war auch top und man konnte selbst in der Nacht mit kurzen Hosen fahren. Schon wenige Minuten nach dem Rennen kam der Gedanke auf, nächstes Jahr wieder. Sogar Jörn war am Ende nochmal mit dabei zum Zuschauen. Die Strecke war eine richtige MTB-Strecke, die auch für eine 1h-XC-Rennen hätte herhalten können. Klaus, Inhaber von fahrradprofi.de hatte alles super und durchdacht organisiert, den Spaß daran hat man auch ihm angesehen und er ist auch noch selbst im 8er-Team mit in die Spur gegangen. FETT!