Zum Freitag wurden die EM-Medaillen auf der Langstrecke verteilt. Ich bekam leider nix ab vom Kuchen. Die EM-Woche war aber rückblickend dennoch ganz erfolgreich.

 

Direkt am Event-Zentrum und unserem Quartier wurde die Langstrecke gestartet. In Form eines Massenstarts, was zur Folge hatte, dass man eine Staffel mit sich selbst fuhr. Ich glaub das ist schwer zu erklären wie es funktioniert, aber es soll damit erreicht werden, dass man nicht einfach dem ersten hinterher fahren kann, weil man die Postengruppen in unterschiedlicher Reihenfolge anfährt als die Mitkonkurrenten.

Ich wärmte mich diesmal etwas länger auf, was sich auch ganz gut anfühlte. Ich kam pünktlich zum Start, allerdings vergaß ich dann wohl doch meinen Chip zu löschen. Zum Glück war genug Platz um alle Postenbesuche durch einen Zeitstempel auf meinem Chip zu markieren, inklusive der Posten vom Vortag. Punkt 10:35 Uhr fiel der Startschuss, ich schnappte mir die Karte, konnte sie im Laufen schon falten und auf Kartenhaltergröße bringen, so dass ich direkt beim Erreichen des Rades auf den Sattel springen konnte. Die Karte schnell eingeschoben und auf dem Weg zum Startdreieck aus dem Stadion heraus konnte ich die Route zum ersten Posten überlegen. Sie war eigentlich schnell klar, aber irgendwie grübelte ich, warum ich jetzt gerade davorn allein und als erste durch das Startgatter fahre. Das war gar nicht meine Taktik, wollte ich doch einfach das erste oder zweite Hinterrad versuchen zu halten. Dieser kleine Mangel an Konzentration und die Umgewöhnung an den kleineren Maßstab führte wohl dazu, dass ich dann doch zu zeitig in den Weg einbog und erstmal den falschen Posten ansteuerte, nämlich den meiner zweiten Runde. Da die Meute dann hinter mir war konnte ich auch nicht an der nächsten Kreuzung eine Vollbremsung hinlegen, ich war mir ja ohnehin nicht ganz sicher dass ich wirklich falsch war. Also bin ich erstmal zum falschen Posten mit“geschwommen“. Es war natürlich der falsche, also musste ich schnell quer durch den Wald zu meinem. Die Führungsgruppe war noch nicht allzuweit weg, dennoch kostete es Kraft sich wieder heranzuarbeiten. Vermutlich hatte ich doch einen Tick zu viel gegeben, jedenfalls fühlte ich mich auf einmal ganz schön schlapp. Oder ich hatte vor dem Rennen ein Stück zu wenig gegessen. Wie auch immer, ich musste etwas rausnehmen ohne die ersten ganz zu verlieren. Auf einem Anstieg zum vierten Posten konnte ich dann bis nach oben durchradeln, wobei die anderen Frauen alle schoben. Da kam dann schon mal ein „Allez, allez“ und die anderen machten mir sogar Platz beim Schieben. Schön, dass auch für Fairplay und gegenseitigen Respekt im Wettkampf noch Zeit bleibt, später wurde ich sogar mal kurz angeschoben, als ich wieder einen Downhill hinauf pedalierte, während alle anderen im Umfeld schoben. Ich war damit auch schneller als die Umgebung und sicher schneller als wenn ich selbst mit meinen kurzen Beinen begonnen hätte zu schieben. Zwischendurch konnte ich wieder Anschluss an eine Gruppe finden, zum 9. Posten hatte ich dann eine super Route, die mich einige Platzierungen nach vorn brachte. Allerdings wollte ich danach in meinem Übermut zum 11. Posten zu viel. Und verlor gleich richtig viele Positionen und vor allem Zeit. Nutzte nix, weiter. Mit der zweiten Runde fühlte ich mich langsam besser. Entweder erholte ich mich vom schnellen Start oder der halbe Riegel und ein Gel zeigten ihre Wirkung. In einem warmen Anstieg fand ich den Fahrrythmus zurück. Durch das höhere Tempo verpatzte ich aber noch einmal eine Routenverbindung, bzw. ich übersah eine Kreuzung und gelangte so in ein Tal welches ich eigentlich vollkommen vermeiden wollte. So musste ich dann über Bäume klettern, die einen Durchmesser hatten, der größer war als ich Körperlänge messe. Die Minuten vergingen, irgendwo holte ich mir auch fast noch einen Platten, aber vor und hinter mir war keine Konkurrenz zu entdecken, somit konnte ich vorsichtig auf Platz 20 ins Ziel eintrudeln. Sichtlich unzufrieden mit dem gelieferten Tagesergebnis, wobei es im Detail betrachtet gute Rennphasen gab. Das Rennen an sich war leider keine echte Langstrecke, wo Routenwahlen im Vordergrund stehen sollten, sondern eher eine etwas längere Mittelstrecke, ein Stück zu kurz und mit vielen kurzen Postenverbindungen, sowie nur zwei größeren Routenwahlen.

Karte der Langstrecke, 2. Runde - typische Mittelstreckenbahn.

Ein kleiner Rückblick auf die Gesamtwoche sei aber gestattet. Vom Veranstalter her gab es einige Fehler, die die Rennen mehr oder weniger beeinflussten, auf alle Fälle aber das Verfolgen von zu Hause aus deutlich erschwerten. Das lag vor allem daran, dass der Verantwortliche zu viel selbst machen wollte und eine zu dünne Decke an Personal hatte. Von Parkplatzeinweiser bis Kartenzeichner und Streckenplaner machte er jeden Handschlag mit.

Für mich persönlich war es eine gute Woche, die dennoch viel Spaß bereitet hatte. An Glück fehlte es mir im Unglück auch nicht, so kann ich auf einen hervorragenden 9. Platz im Sprint blicken eingerahmt von zwei Top20-Ergebnissen. Da ich in der ersten Jahreshälfte den Fokus auf das Radfahren gelegt hatte und die Arbeit an der Orientierung etwas vernachlässigt habe bin ich was die Orientierung angeht recht zufrieden. Ich konnte eine gewissen Konstanz und gute Konzentrationsfähigkeit erkennen. In den gefahrenen Rennen gibt es noch genug Potential für bessere Leistungen und das nehm ich mit für den Sommer, zur WM. Im Gesamtweltcup lieg ich derzeit auf Platz 13. Mal sehen ob ich mich auch dieses Jahr wieder in der Top15 behaupten kann.