In Bulgarien fanden Mitte September das Finale der MTBO-Weltcup Serie (Elite) und die Masters Weltmeisterschaften statt. Mit Top10 WC-Platz und WM-Titel fuhr ich wieder heim.
Eigentlich hatte ich gar nicht vor nach Bulgarien zu reisen, weil wir als O-Team Kiel gleich drei MTBO-Rennen im Kieler Umland organisierten und damit für Training nur wenig um nicht zu sagen keine Zeit blieb. Doch irgendwie brauchte Lukas nicht lange mich von der Reise nach Bulgarien zu überzeugen. Und im Nachhinein muss ich ja auch echt anerkennen, dass er gut daran tat 🙂 .
Per Flieger ging es via Frankfurt nach Sophia und es schloss sich eine Autofahrt durch 3/4 Bulgariens bis nach Targowitsche an. Wir durchfuhren wirklich nette hügelige Landschaft ohne Zeit für einen Stop zu haben, um das aus der Nähe zu beurteilen. Unser Hotel, ein grauer Klotz, war an sich gut und preislich erschwinglich. Erstaunlich fand ich die doch recht hohen Preise für Essen, die bei vielleicht 80-90% von deutschen Preisen lagen. Targowitsche selbst hatte ein weitläufiges Zentrum aber keine atemberaubenden Gebäude. Der Park am Hotel zeigt Brunnenruinen von vor 30 Jahren, der aber langsam wieder aufgepeppt wird. Am ersten Tag wollte sich Lukas beim Massenstart der Masters aufwärmen, erreichte aber nach technischem Defekt nichtmal den ersten Posten und so konnten wir schnell ins Sightseen-Programm überwechseln. Wir schauten uns Veliki Preslav an, die erste Hauptstadt Bulgariens um ca. 900 n. Chr.
Mein Rad baute ich erst am Tag vom Sprint zusammen, denn ich wartete noch einen Tag extra ab um die letzten Reste einer Erkältung auszusitzen. Der Sprint fand in Kardam statt, in einem Dorf ca. 30 km nordwestlich von Targowitsche. Das Dorf wurde extra für uns für den Verkehr gesperrt und so konnten wir um die weit einschaubaren Straßenecken fegen. Von der Orientierung her war das Rennen relativ leicht, aber man musste natürlich die Konzentration hochhalten und die Routen so planen, dass man möglichsts am Posten vorbei fahren konnte und nicht das Rad wenden musste. Jede kleine extra kurve wurde bestraft und so kam es zu sehr engen Rennentscheidungen. Ich hatte erst auf dem Weg zu Posten 16 einen kleine Konzentrationsfehler, wo ich mich nicht ganz für die Route entscheiden konnte und dann den Abzweiger entlang vom Bach zwar gesehen hatte, aber nichtmehr so schnell noch den Lenker herum riss. So nahm ich etwas mehr Weg in kauf, der fahrerisch vermutlich sogar schneller war. Da ich aber an Posten 16 dann das Rad drehen musste habe ich vermutlich 15-20 s liegen lassen. Am Ende durfte ich mich mit einem gelungenen Rennen über Platz 13 freuen. Vor allem unter den Vorraussetzungen der eigenen Veranstaltung, war ich sehr zufrieden.
Für die Langstrecke nahm ich mir gar nicht so extrem viel vor, aber ich wollte natürlich gut sein, das Rennen schnell angehen und schauen wie weit die Energie reicht. Ich startete als letzte vor der roten Gruppe mit den aktuell besten der Welt. Es brauchte ein paar Meter bis ich mich an die Art der Wege und deren Kartierung gewöhnte, ich überfuhr die erste ernsthafte Kreuzung dadurch, konnte das aber schnell korrigieren und habe dann auch relativ flott in die Art des Waldes gefunden. Die ersten 4 Posten verliefen relativ unspektakulär. Zu Posten 5 war ich dann etwas unsicher in der Routenwahl und wählte wohl die mit ungünstigste Route. Bevor es in die Abfahrt ging querte ich auf einem relativ unscheinbaren Pfad zum Weg der direkt zum Posten führte. Dort wurde ich von der nach mir gestarteten Finnin Marika aufgefahren, fand aber wenn auch nicht schnell wenigstens sicher durch den Wald. Ich konnte ihr sogar über eine andere Routenwahl nochmal entkommen. Der Rest der Postenverbindungen war für mich relativ klar, was die Routenwahlen anging oder ich erwischte die vermeintlich besten Routen und ich fuhr flott vor mich hin ohne dass zu viele aufholten. Diesmal konnte ich leider nicht mit den anderen Frauen, die mich einholten mitgehen, dafür fehlte es mir an solidem Training in den letzten Wochen, das Grundtempo war aber passabel. Ich staunte nicht schlecht, als ich als Nummer 4 ins Ziel einfuhr. Am Ende sprang Platz 10 heraus, über den ich mich sehr freute, gerade weil ich auch auf den Schlussposten nochmal alle Kräfte mobilisieren konnte und mich ins Ziel kämpfte. Auch für Lukas lief es recht gut, wenngleich er knapp am ersten Weltcup-Punkt vorbei fuhr. Den muss er sich dann wohl nächstes Jahr erfahren.
Für den letzten Tag stand für Lukas und mich die Mittelstrecke der Masters-WM auf dem Programm, die zeitgleich am selben Ort ausgetragen wurde. Das Elite-Rennen war im Format einer Mixed-Staffel und uns fehlte einfach eine dritte Person, um eine Staffel aufstellen zu können. Mit der Top10 auf der Langstrecke in der Tasche wußte ich, dass ich gute Chancen auf eine Medaille haben sollte. Und so ging ich das Rennen eher konservativ an. Eine Mischung aus schnellem Treten wo es ging, aber einer sicheren Orientierung den Vorzug gebend. An Posten zwei kehrte ich so auch nochmal um, weil ich mir nicht sicher war, ob mein Chip für die Zeitregistrierung auch ausgelöst hatte. Kurz darauf hatte ich noch eine ungünstige Routenwahl, fuhr aber ansonsten sehr souverän in der Orientierung. Im Wegegewirr von Posten 10-13 nahm ich etwas Tempo heraus um die ganzen Wege mitverfolgen zu können, dennoch schaute ich eine Kreuzung zu zeitig nach Posten 10. Danach lief es aber gut und ich konnte mit fast 6 min Vorsprung den WM-Titel auf der Mitteldistanz bei den W40 einfahren.
Es waren schöne Rennen, nettes Gelände und wir freuen uns schon auf die Elite-WM in 2024 im ca. 40 km entfernten Schumen. Sehr erfreut war ich über die 3 tollen Rennergebnisse. Im Gesamt-Weltcup bin ich so auch noch auf Rang 17 geklettert.