Dieses Jahr führte uns die MTBO-WM nach Jicin. Unsere Unterkunft lag direkt am Böhmischen Paradies. Wir hatten ein großes Team von 11 Startern und somit eine ganz lustige Meute zusammen.

Für mich selbst waren die Erwartungen an die Rennen nicht so super hoch, weil ich das Training übers Jahr doch ein wenig vernachlässigte zu Gunsten einiger toller Reisen, hauptsächlich Arbeitsreisen. Die Rennen sollten sehr höhenmeterlastig werden, eigentlich gut für mich, aber eben nicht dieses Jahr und somit wollte ich mich auf den Sprint und den Massenstart konzentrieren.

Die Rennwoche begann auch gleich mit dem Sprint, den ich an zwei Stellen ordentlich versemmelte. Nach einem guten Start fuhr ich von Posten 4 zu Posten 6, bemerkte den Fehler und korrigierte ihn, aber so waren schon 1.5 min verloren, eine Welt im Sprint. Allerdings relativ unbeeindruckt davon ging es weiter ganz flockig entlang einer Pflichtstrecke, die uns vom Stadtwaldhügel in die Stadt brachte. Direkt an Posten 10, dem Posten nach der Pflichtstrecke fiel mir auf, dass ich zwar am 9. Posten vorbei gefahren bin, aber relativ sicher ohne den Schlenker zum Posten zu nehmen und die Zeit auf dem Chip zu registrieren. Also kehrte ich um stempelte ihn, um ganz sicher nicht disqualifiziert zu werden. Wieder kamen somit 2 Minuten auf das Zeitkonto extra drauf. Witzigerweise nahm mich auch das im Rennen nicht sehr mit, ich fuhr voller Motivation weiter und kämpfte um die Sekunden wo es ging. An einer Stelle investierte ich nochmal fast 1 Minute um über einen Grünstreifen auf die Straße zu wechseln, weil die in der Natur vorhandenen Wege nicht eingezeichnet waren und ich an eine Kreuzung zurück musste, an der es ging. Die Schlussschlaufe durch die Altstadt hatte ich mir schon intensiv in GoogleMaps angeschaut und konnte ich somit sogar fast ohne Karte auswendig fahren, entsprechend gut waren dort auch nochmal meine Zwischenzeiten. Insgesamt hatte ich ein sehr fokussiertes Rennen und ich hatte einige Top10 Zwischenzeiten, also ganz passabel. Mit jedoch 4.5 min Leichtsinnsfehlern kann man im Sprint keinen Blumentopf gewinnen und statt Top15 musste ich mit Platz 33 Vorlieb nehmen. Dennoch ein spaßiges Rennen.

Zuschauerposten und Schlussschlaufe im Sprint in Jicin. Foto vom Veranstalter.

Nach einem Ruhetag ging es auf die Langstrecke. Hier rechnete ich mir nicht wirklich viel aus, aber starten wollte ich dann dennoch. So strampelte ich ohne größere Vorkommnisse durch den Kurs. Ein wenig wirkte noch ein Erkältungsrest nach, es ging aber im großen und ganzen ganz gut und die Höhenmeter fühlten gar nicht so schlimm. Auf der letzten viertel Stunde gingen mir sehr die Kräfte aus, wie ich später in meinen Wattwerten sah, war aber der erste Leistungsabfall nach gut 60 min zu erkennen. Das passt aber sehr zu dem, was ich zuletzt so trainierte. Dennoch war der Spaß das ganze Rennen da und auch der Fokus auf das Wesentliche. Mir unterliefen nicht sehr viele Fehler, allerdings griff ich bei zwei Routen sehr daneben und kassierte gleich mal gut 10 min zusammen. Platz 33 war es am Ende wieder, nach einer Fahrzeit von etwa 2:40 h und reichlich Rückstand.

Für eine gute Mittelstrecke hätte ich vielleicht die Langstrecke wirklich weglassen sollen, hinterher ist man natürlich immer schlauer und so ganz ergebnisorientiert ging ich dieses Jahr ja ohnehin nicht in die Rennen. Auch die Mittelstrecke wartete mit reichlich Höhenmetern auf uns. Zu Beginn fiel es mir schwer ins richtige Renntempo zu kommen, der ganze Körper, aber vor allem die Beine waren noch etwas träge. Ich erwischte auch einen richtig schlechten Start und sah auf meiner ungünstigen Route die Fortsetzung des Weges nicht. An Posten 4 fiel mir noch die Kette vom Kettenblatt und so waren schon gleich 2 min zur nächsten Starterin aufgebraucht, an der ich wegen des kurzen Defektes auch nicht dran bleiben konnte. Aber weiter ging es frohen Mutes. Bis Posten 9 trottete ich etwas vor mich hin, wunderte mich über die Beine und wurde von einer Tschechin eingeholt. Wir fuhren ein ganzes Stück zusammen, immer mal abwechslens in der Führung. Ich wachte körperlich so langsam auf und konnte wieder deutlich besser auf die Pedale drücken. Irgendwann entschied ich mich für eine andere vermeintlich bessere Route und konnte mich von ihr wieder absetzen. Den Rest des Rennens brachte ich dann noch recht schwungvoll nach Hause. An einer Stelle kassierte ich nochmal 1 minute, weil der Weg in der Karte durch einen Postenkreis überdeckt war und ich mir nicht die Zeit nahm genau zu schauen. Das waren auch gleich 4 Postionen und am Ende kam ich etwas enttäuscht auf Platz 34 raus.

Karte und Bahn der Mittelstrecke

Auf den Massenstart hatte ich ja nochmal etwas gesetzt und bereitete mich auch wieder besser auf Gelände und Karte vor. Eigentlich kam ich auch gleich ganz gut weg in der Startphase und konnte in einer Gruppe zum ersten Posten jagen. Das Gelände war echt flach, umso erstaunter war ich, dass ich die meisten Hinterräder erstmal nicht so richtig halten konnte. Allerdings beruhigte ich mich damit, dass das Rennen ja auch gut 80 min läuft und ich die ein oder andere wieder sehen werde. In recht konstantem Tempo ohne große Fehler fuhr ich so über die Karte. Wir hatten zwei Schlaufen mit teilweise denselben Posten, so dass man ein paar Posten auf der ersten Schlaufe und andere auf der zweiten hatte, was bei anderen Starterinnen genau andersherum war. Somit konnte man nicht blind anderen hinterher fahren. ich hielt mich die ganze Zeit gut im Mittelfeld auf und konnte tatsächlich immer mal wieder eine Lücke zu einer vor mir fahrenden Starterin aufschließen. Auf der Schlussschlaufe fuhr ich sogar noch an 3 weitere Frauen heran und überholte sie auch für einen Moment. Im Schlussanstieg musste ich allerdings abreißen lassen und fuhr schlussendlich zufrieden auf Platz 20 über die Ziellinie. Es geht ja doch noch und wenn ich wieder zu etwas besserem Training, vor allem im Winter komme, dann steht einem Start im nächsten Jahr nicht viel entgegen.

Uns fehlte eine Person für eine weitere Staffel und so fuhren Lukas und ich das Zuschauerrennen. Das konnte ich überraschend gewinnen, obwohl ich eher locker durch den Wald kreiste. Am Ruhetag und den ein oder anderen Morgen wurde auch das Böhmische Paradies erkundet. Wieder sehr schön. Es war eine prima organisierte WM. Ein wenig schade war, dass die Qualität der Karten und der Kartendruck nicht ganz wie in tschechien gewohnt war. Das ganze drumherum, die Arenen, die Versorgung, die Medienarbeit, freundliche und helfende Hände waren extrem gut organsiert. Das hat wirklich Laune gemacht, auch im Team. Nun geht es im September noch nach Italien, da wird es noch steiler als in Tschechien. Aber werd ich schon überleben 😉 .